Die neue Teamdynamik in der Phase «nach-Homeoffice»
«NewNormal» ist, das ist eine bekannte Grösse, nicht vergleichbar mit «vor Corona». Viele Einschränkungen bleiben, neue Gewohnheiten sind entstanden, alte sind verschwunden, die Sensibilität gegenüber Verletzlichkeiten hat zugenommen, die Skepsis vielen Weisungen und Meinungen gegenüber vielleicht auch.
Fakt ist, dass Unternehmen in diesen Wochen wieder versuchen, so etwas wie «courrant normal» wieder herzustellen. Das heisst, die Hochphase der Home-Office- und Remote-Zeit ist vorbei. Man begegnet sich wieder an Besprechungen und im Büro, darob aber auch ein Weg gefunden wird, virtuelles Miteinander gleichwohl zu pflegen. Ein neuer Mix zwischen Präsenz und digitalem Arbeiten wird vielerorts geübt.
Was passiert gerade jetzt? Menschen treffen wieder aufeinander und stellen fest, dass in der Zeit der nicht-physischen-Begegnungen etwas passiert ist. Es geht nicht um digitale Erfahrungen, sondern um die immer wieder beschworene Gruppendynamik. «Gruppendynamik findet immer statt» (aus ‘Wie die Gruppe laufen lernt’ von Langmaack/Braune-Krickau) das gilt halt auch dann, wenn jeder und jede zu Hause sitzt.
Ich stelle in diesen Tagen und Woche fest, dass Team realisieren, dass sich etwas im Miteinander verändert hat. Da gab es neue Subgruppen, vielleicht diejenigen, die sich trotz Homeoffice hie und da im Büro physisch begegnet sind, da sind Gruppen auseinander gefallen, die vorher im selben Büro waren und seit März eigentlich gar nichts mehr miteinander zu tun hatten. Es gab neue Seilschaften, Beziehungen.
Nach der Teamuhr von Tuckman kann man wohl festhalten, dass sich viele Gruppen und Teams in einer Reforming-Phase befinden, die erste Ausläufer von «Storming» zeitigen. «Wir haben uns auseinander gelebt» ist ein häufiger Grund für Ehe-Scheidungen. Das gilt auch für Arbeitsbeziehungen.
Jetzt gilt es, das wiederherzustellen. Nein, nicht «wie vorher», aber es zu thematisieren lohnt sich. Sich Zeit nehmen, auf sich zu schauen, zu reflektieren, was mit dem Team geschehen ist und wie es sich gerade jetzt zeigt. Im Anschluss die nächste «Normingphase» aktiv angehen, bevor «Storming» Oberhand nimmt und Teams dann endgültig auseinander dividiert.
Das alles muss aber jetzt geschehen. Wer das nicht in den nächsten 3-4 Monaten angeht, wird in 5 Monaten ein Problem haben. «Nähe» und «Distanz» muss neu kalibriert werden, allenfalls Themen, in die sich jeder so wunderschön im Homeoffice hineinsteigern konnte, aufgearbeitet und geklärt werden.
Hier spielt natürlich die vorgesetzte Person eine Schlüsselrolle. Sie ist die, die das erkennen, eine eigene Haltung von Neugierde und Neutralität (Whitmore, Coaching für die Praxis) an den Tag legen und den Prozess ins Rollen muss.
Ob sie sich dafür punktuell Unterstützung von aussen holt, ist Teil der «Chefschen Diagnose» – nur nichts tun ist hier wenig empfehlenswert.