„Nichts beflügelt die Wissenschaft so, wie der Schwatz mit Kollegen auf dem Flur“, konstatierte Physik-Nobelpreisträger Arno Penzias. Ob er zu seiner Entdeckung der Hintergrundstrahlung, genauer gesagt, der kosmischen Mikrowellenhintergrundstrahlung, beigetragen hat, lässt sich nicht belegen. Fest steht aber, dass informelle Gespräche auf dem Flur eine Art kommunikative Hintergrundstrahlung und damit enorm wichtig für einen gelungenen Büroalltag sind.

Der Büroflur ist nicht nur eine Verkehrszone. Er ist vielmehr der Bereich, wo Menschen sich entspannen, Ideen austauschen, in Teams arbeiten oder sich gar mit Kunden treffen. Kurz: Eine Zone der Kommunikation, die den beruflichen Alltag prägt. Klar ist es wichtig, sich als Verkäufer gut auf Gespräche mit einem Kunden vorzubereiten. Und für eine Führungskraft ist es Teil der Professionalität, anspruchsvolle Mitarbeitergespräche führen zu können. Doch betrachtet man einmal den Alltag im Büro, stellt sich schnell heraus: Über 80 % der beruflichen Kommunikation besteht aus unspektakulären Themen.

Konzentriert man sich nur auf das Managen der echten Schwierigkeiten, bleiben viele menschliche Stimmungen und Unstimmigkeiten auf der Strecke, weil man die kleinen und leisen Zwischentöne gar nicht mehr wahrnimmt. Dabei bringen es Spezialsituationen im Leben statistisch gesehen auf eine eher geringe Häufigkeit, deshalb sind sie ja speziell. Doch sowohl der Misserfolg als auch der Erfolg kommt im Alltag.

Zwischen Tür und Angel wird diskutiert, wer welche der heute noch anstehenden Aufgaben übernimmt. An der Kaffeemaschine oder auf dem Weg zur Mittagspause wird kurz über den aktuellen Stand des neuen Projektes gesprochen. Tatsächlich verbringen Mitarbeiter zunehmend Zeit außerhalb ihres Arbeitsplatzes in inoffiziellen Besprechungsbereichen. Unternehmen wie Google oder Apple fördern diese Entwicklung schon länger: Spezielle Aufenthaltsbereiche, sogenannte Lounges, sollen die Kommunikation anregen und ein kreatives Umfeld für die Mitarbeiter schaffen.

In vielen Unternehmen ist der sogenannte „Flurfunk“ ein bedeutender Faktor der Informationslogistik. Quasi im Vorbeigehen werden Informationen ausgetauscht, weitergegeben oder eingeholt. Diese Mitteilungen mit größtenteils eher inoffiziellem Charakter ergänzen offizielle Fakten oder bringen Zusatzwissen, das Vorgänge in einem anderen Licht erscheinen lässt.

Dem informellen Informationsfluss kommt diese herausragende Stellung zu, weil dafür eben keine Besprechungen einberufen, keine Termine und Verabredungen getroffen werden müssen. Die Gesprächspartner treffen sich ungeplant und zufällig. Andere Anwesende und mithörende „Passanten“ nehmen Informationen auf und tragen diese weiter oder klinken sich aktiv in Dialoge ein. Wie Radiowellen dringen Flurinformationen auch durch offen stehende Türen an Arbeitsplätze und zu den dort befindlichen „Empfängern“.

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